"Rotlicht"-Podcast vom NDR sorgt schon vor Veröffentlichung für Empörung

Der NDR polarisiert aktuell mit einem für Herbst 2024 geplanten Podcast.

Es gibt wohl kaum ein Medium, das per se für so viele Debatten sorgt wie der Podcast. Vor allem die sogenannten "Laber"-Formate lösen mitunter kontroverse Debatten darüber aus, ob man sich nun gerne zwei Stunden lang von einem unbekannten Comedian in den Schlaf quatschen lassen möchte oder nicht.

Da aber Podcasts im Zeitalter des Multitaskings eben doch nicht mehr wegzudenken sind, gilt es als Producer:in, ein möglichst abseitiges Thema zu finden, um im unendlichen Podcast-Universum einen Platz zu ergattern. Die ARD hat sich für einen neuen Podcast eines zwar nicht ganz so unbearbeiteten Themas angenommen – mit einer entsprechenden Ankündigung aber doch für reichlich Wirbel gesorgt.

Unter dem Titel "Rotlicht" will der NDR im Herbst einen Podcast produzieren, der sich konkret um das Thema Sexarbeit drehen soll. Im Zuge einer Stellenausschreibung hatte der Sender hierzu erste Details mitgeteilt.

"Rotlicht"-Podcast sucht noch Host

"Im Fokus stehen die persönlichen Geschichten der Gästinnen und auch die weibliche Perspektive auf Sex, eingebettet in journalistisch aufbereitete Daten und Hintergründe", heißt es in der Anzeige, über die eine Person gesucht wird, die den Podcast ab September hosten kann.

Diese Person soll demnach "sympathisch, zugewandt und humorvoll" sein, aber auch die ausreichende Sensibilität für das Thema mitbringen. Konkrete Themen werden demnach Gehälter, Freude an der Arbeit und die Beziehungen und Hierarchien in den Arbeitsverhältnissen sein.

Laut dem NDR werde den Menschen, die im Metier Sexarbeit beschäftigt sind, zu selten selbst eine Stimme geboten. Das wolle man mit der "sex-positiven" Produktion ändern. Bereits seit Jahren polarisiert das Thema und die damit verbundene Frage, ob Sex gegen Bezahlung erlaubt sein sollte oder nicht.

Aktivisten und Politiker kritisieren Podcast-Pläne des NDR

Auch der nun angekündigte Podcast sorgt entsprechend für Diskussionen. Die Unions-Politikerin Dorothee Bär etwa äußert Kritik daran, ein solches Projekt über den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk zu finanzieren. "Hier schreibt jemand, der entweder das unendliche Leid in der Prostitution nicht kennt oder wissentlich wegschaut", wird die Bundestagsabgeordnete der CSU zitiert.

Auch die Aktivistin und ehemalige Sexarbeiterin Huschke Mau sieht in der Stellenausschreibung eine Verharmlosung der Sexarbeit als "normalen Beruf". In ihren Augen hätten die Verantwortlichen "die dazugehörigen Problematiken wie Menschenhandel, Zwangsprostitution und Gewalterfahrungen der betroffenen Frauen und Mädchen" offensichtlich nicht auf dem Schirm.

Auf Anfrage des "Hamburger Abendblatt" stellte der NDR indes klar, dass der Podcast noch vor der Produktion stünde und eine Aufarbeitung der Problematiken der Sexarbeit durchaus geplant sei. "In dem Podcast wollen wir ein differenziertes Bild über das Thema Prostitution zeichnen und mit betroffenen Frauen selbst sprechen, das beinhaltet selbstverständlich eine kritische Einordnung", heißt es in einer Stellungnahme.