Nur eine Position offen: Meiste Startelf-Entscheidungen gegen Spanien gefallen

By Lennart Sörnsen

Ganz Deutschland fiebert dem ersten Viertelfinale dieser Europameisterschaft entgegen - mit gleichermaßen Vorfreude und Angst vor einem möglichen Ausscheiden. Mit Spanien wartet der erste echte Hochkaräter, es ist eine Art vorgezogenes Finale gegen die bisher stärkste Mannschaft des Turniers. Und so diskutieren die 80 Millionen Bundestrainer wie immer, mit welcher Startelf die Deutschen ins Spiel gehen sollen. Kai Havertz oder Niclas Füllkrug? Maxi Mittelstädt oder David Raum? Soll Nico Schlotterbeck in der Startelf bleiben? Auf die meisten dieser Fragen soll Julian Nagelsmann bereits eine Antwort haben.

Lediglich die Frage, ob Leroy Sané wie beim Achtelfinalsieg gegen Dänemark den Vorzug erhält oder Florian Wirtz, der in der gesamten Gruppenphase von Beginn an spielte, in die Startelf zurückkehrt, sei noch offen, berichtet die BILD. Auf den anderen Positionen stehe die Startelf bereits fest.

Jonathan Tah vs Nico Schlotterbeck

Die erste Frage, die sich nach dem Einzug ins Viertelfinale stellte, war, ob Jonathan Tah nach seiner Gelbsperre gegen Dänemark wieder zum Einsatz kommen würde. Nico Schlotterbeck zeigte gegen Dänemark eine starke Leistung und verteidigte im Zusammenspiel mit Abwehrchef Antonio Rüdiger fast alles, was die Dänen nach vorne brachten. Lediglich in der ersten Halbzeit leistete sich der Dortmunder eine Unsicherheit, die fast zu einem Gegentor geführt hätte. Bitter für den 24-Jährigen, dass sein früher Treffer zum vermeintlichen 1:0 keine Anerkennung fand.

Für Tah spricht, dass der Leverkusener in der Gruppenphase nahezu fehlerfrei blieb, zudem ist der 28-Jährige bei Nagelsmann eigentlich gesetzt und dementsprechend mit Rüdiger und der restlichen Abwehrreihe bereits gut eingespielt.

Wie die BILD berichtet, soll Tah gegen Spanien wieder in die Startelf rücken und mit Rüdiger die Innenverteidigung bilden.

Kai Havertz vs Niclas Füllkrug

Eines der am meisten diskutierten Duelle des Turniers ist die Frage nach der deutschen Sturmspitze. Bereits vor dem Dänemark-Spiel wurde über einen Startelfeinsatz von Niclas Füllkrug spekuliert, am Ende spielte jedoch erneut Kai Havertz. Für Havertz spricht, dass der Arsenal-Spieler Tiefe ins deutsche Spiel bringt und zusammen mit Musiala, Gündogan und Wirtz/Sané den Angriff variabel gestaltet, immer wieder auch auf die Flügel ausweicht und das deutsche Spiel so unberechenbar macht. Gegen Dänemark zeigte Havertz zudem seine beste Turnierleistung. Probleme hat der 25-Jährige noch im Abschluss, vor allem im Kopfballspiel kommt der 1,93 Meter große Havertz zwar immer wieder an den Ball, bringt aber kaum Druck hinter den Ball und bleibt so meist ungefährlich.

Ganz anders Füllkrug. Der Dortmunder ist vor allem im Kopfballspiel abschlussstark, seine Torquote in der Nationalmannschaft ist mit 13 Treffern in 20 Spielen überragend. Auch bei seinen bisherigen Kurzeinsätzen strahlte der 31-Jährige stets Torgefahr aus. Zudem verfügt Füllkrug als klassischer Neuner über eine Strafraumpräsenz, die Havertz nicht mitbringt.

Laut BILD wird Havertz am Ende dennoch den Vorzug erhalten, Füllkrug werden dabei auch seine Jokerqualitäten zum Verhängnis, als Einwechselspieler ist Fülle eine Waffe, auf die Nagelsmann nicht verzichten möchte.

Maximilian Mittelstädt vs David Raum

Ein weiteres Duell gab es in den letzten Spielen auf der Position des linken Verteidigers. In Nagelsmanns Stammelf hatte eigentlich Mittelstädt die Nase vorn, der Stuttgarter spielte in der Vorbereitung und in der Gruppenphase immer von Beginn an. Doch Raum spielte nach seiner Einwechslung gegen die Schweiz groß auf und zeigte seine Qualitäten gegen einen an diesem Tag blassen Mittelstädt.

Raum bringt mehr Tempo mit als Mittelstädt und ist offensiv gefährlicher. Vor allem die Flanken von Raum sind immer gefährlich, diese hohe Offensivqualität könnte auch gegen Spanien von Bedeutung sein. Zudem könnte seine Schnelligkeit gegen den blitzschnellen Lamine Yamal wichtig werden, dafür muss Raum aber auch bereit sein, defensiv mehr Verantwortung zu übernehmen, als er es aus Leipzig kennt. Für Mittelstädt spricht wiederum die größere Qualität in der Defensive und die Eingespieltheit mit der restlichen Abwehr.

Wie die BILD berichtet, soll Raum auch nach dem Dänemark-Spiel weiter in der Startelf bleiben. Letztlich könnte hier die höhere Endgeschwindigkeit ausschlaggebend sein, die gegen die schnelle Offensive der Spanier nötig sein dürfte.

Florian Wirtz vs Leroy Sané

Bleibt das wohl spannendste Duell zwischen Wirtz und Sané. Hier hat sich Nagelsmann laut BILD noch nicht entschieden, bereits gegen Dänemark fiel die Entscheidung für Sané erst am Spieltag selbst, ähnlich könnte es auch vor dem Spiel gegen Spanien sein.

Für Sané sprechen das höhere Tempo und die Tiefe im Spiel, die der Münchner mitbringt, so hatte Nagelsmann seine Entscheidung auch vor dem Spiel gegen Dänemark begründet. Gegen Sané wiederum spricht seine anhaltende Formschwäche, der 28-Jährige scheint nach seiner langwierigen Verletzung aus der Rückrunde noch nicht in Topform zu sein und konnte seine Qualität zuletzt nur selten abrufen. Wenn Sané gegen Spanien seine Qualitäten auf den Platz bringt, ist er aber definitiv eine Waffe.

Wirtz ging als klarer Stammspieler ins Turnier, eröffnete gegen Schottland gleich stark und erzielte folgerichtig auch das erste deutsche Tor der EM, konnte diese Leistung gegen Ungarn und die Schweiz aber nicht ganz bestätigen. Wirtz bringt im Gegensatz zu Sané weniger Tiefe ins Spiel, ist aber auf engem Raum der bessere Spieler, zudem agiert Wirtz gerne zwischen den gegnerischen Linien und ist so immer anspielbar. Auch im Abschluss ist der Leverkusener gefährlicher. Nach seiner Einwechslung brachte Wirtz gegen Dänemark neuen Schwung, zeigte eine gute Leistung, sein vermeintliches Tor wurde am Ende wegen einer Abseitsstellung zurückgenommen.

Wer von beiden die Nase vorne haben wird, ist derzeit völlig offen. Gegen Spanien könnte die Tiefe von Sané ein Vorteil sein, die Spanier zeigten sich wie schon gegen Georgien vor allem bei schnellen Kontern verwundbar. Dafür wäre Sané wohl die bessere Wahl.


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