Putin will mit Taliban Terrorismus bekämpfen – sie gelten in Russland noch als Terroristen

Kabul, Afghanistan: Taliban-Kämpfer kontrollieren den Ort einer Explosion in der Nähe des Innenministeriums. (Symbolbild)

Blut, Tote, Panik: Die Bilder des brutalen Anschlags auf die Konzerthalle Crocus City Hall nahe Moskau im März gingen um die Welt. Auf Social Media waren Videos von maskierten Männern zu sehen, die wahllos auf die Besucher:innen schossen. Leblose Körper lagen am Boden, während andere panisch versuchten, den Angreifern zu entkommen. Mindestens 144 Personen starben durch Schüsse und Feuer, Hunderte trugen Verletzungen davon.

Der Terroranschlag auf die Konzerthalle in Russland hat große Trauer und Bestürzung im Land ausgelöst.

Es sind Bilder, die Russland und die Welt erschütterten. Im eigenen Land stieg damit der Wunsch nach einem strikten Vorgehen gegen Terrorismus. Es war der tödlichste Anschlag in Russland seit fast zwei Jahrzehnten. Der "Islamische Staat Provinz Khorasan" (ISPK) bekannte sich zu der Tragödie.

Nun hat sich der russische Präsident Wladimir Putin beim Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) zu den Taliban geäußert. Demnach will Russland mit ihnen im Kampf gegen Terrorismus kooperieren. Und das, obwohl sie im eigenen Land als Terroristen gelten.

Nach Terrorismus in Russland: Putin reicht Taliban die Hand

Die Taliban sind eine deobandisch-islamistische Terrorgruppe, die seit 2021 Afghanistan kontrolliert und die Frauenrechte stark eingeschränkt hat. Sie sind bekannt für gewaltsames Vorgehen gegen alle, die sich nicht an die strengen Gesetze halten.

In Afghanistan regieren seit 2021 die Taliban.

Putin teilte beim SOZ-Gipfel mit, dass Moskau in Kontakt mit den Taliban stehe, wie das unabhängige russische Medium "Meduza" berichtet. Diese seien bereit, auch im Bereich der Terrorismusbekämpfung zu kooperieren. Putin sagte:

"Wir müssen davon ausgehen, dass die Taliban die Macht im Land kontrollieren. Und in diesem Sinne sind die Taliban natürlich unsere Verbündeten im Kampf gegen den Terrorismus, denn jede Regierung ist an der Stabilität in dem von ihr regierten Staat interessiert."

Taliban gelten in Russland als Terroristen – das soll sich ändern

Seit 2003 sind die Taliban in Russland als Terrororganisation eingestuft. Im Gegensatz zu den USA und den Vereinten Nationen, die das Land anders bewertet.

Im Mai empfahlen das russische Justizministerium und das Außenministerium, die Taliban von der Liste der Terrororganisationen zu streichen. Außenminister Sergei Lawrow erklärte Ende Mai nach Angaben der Nachrichtenagentur RIA Nowosti, es gehe darum, die Realitäten vor Ort anzuerkennen. Die Taliban seien diejenigen, die die Macht hätten.

Dieser Schritt ist jedoch noch nicht offiziell umgesetzt worden, berichtet "Meduza".

Putin sprach beim Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) über die Taliban.

Putin begründete die Kooperation damit, dass die Taliban erhebliche Verantwortung übernommen hätten. Zwar gäbe es weiterhin Probleme, die konstante Aufmerksamkeit von innen und außen erforderten. Aber: "Ich bin mir sicher, dass die Taliban an einer stabilen Lage in Afghanistan interessiert sind", sagte er.

Russland erkennt Taliban-Regierung offiziell noch nicht an

Seit dem Abzug der US-Truppen aus Afghanistan im Jahr 2021 hat Russland seine Beziehungen zu dem Land wieder verstärkt, wie "Spiegel" berichtet. Nach der Rückkehr an die Macht haben die Taliban eine strenge Interpretation des islamischen Rechts eingeführt. Frauen sind weitgehend aus dem öffentlichen Leben in Afghanistan verbannt worden. Viele dürfen nicht mehr arbeiten, sind in die Armut abgerutscht. Sie dürfen sich ohne die Begleitung eines männlichen Familienmitglieds nicht in der Öffentlichkeit aufhalten.

Meldung

Trotz der gestärkten Kontakte erkennen Moskau und die internationale Gemeinschaft die Taliban-Regierung und das "Islamische Emirat Afghanistan" nicht offiziell an.