"Ein klareres Handspiel gibt es nicht": Stimmen zum nicht gegebenen Elfmeter

By Hendrik Gag

Es wird als die Aufregerszene des Turniers in die Geschichte der EM 2024 eingehen: Das vermeintliche Handspiel von Marc Cucurella. In der 106. Minute des Viertelfinals zwischen Deutschland und Spanien zog Jamal Musiala aus zentraler Position ab, der Ball wurde auf dem Weg zum Tor durch die Hand Cucurellas gestoppt. Schiedsrichter Anthony Taylor ließ weiterlaufen, auch der VAR meldete sich nicht. Anschließend erzielte Spanien das 2:1 und besiegelte das Aus der DFB-Elf bei der Heim-EM.

Der Frust saß tief bei den deutschen Akteuren. "Der Schiedsrichter hat auch ein bisschen für Spanien gepfiffen", erklärte Bundestrainer Julian Nagelsmann nach Abpfiff bei Magenta TV. Besonders weil Musialas Schuss gefährlich für das spanische Tor geworden wäre, ist die Entscheidung für Nagelsmann nicht nachvollziehbar.

"Da war der Elfmeter gegen Dänemark weniger einer wie der"

"Es ist ein Thema, das schwer zu bewerten ist. Es ist halt fußball-like. Wenn man bewertet, ob der Ball in den Mittelrang geht oder in die Stuttgarter Altstadt, sage ich niemals Handelfmeter. Wenn der Ball aber aufs Tor geht und der Torhüter etwas machen muss, dann ist es für mich ein klarer Elfmeter. Das muss man schon bewerten. Wenn ich ein strittiges Handspiel habe und er knallt das Ding auf die Tribüne, dann würde ich auch keinen Elfmeter entscheiden, weil der Schuss ist nicht gut genug. Der Schuss ist aber sehr gut, der geht vielleicht sogar rein. Und die Hand ist schon weit weggestreckt.", so der Bundestrainer weiter.

Im Interview in der ARD legte er noch einmal nach: "Da war der Elfmeter gegen Dänemark weniger einer wie der". Experte Bastian Schweinsteiger bestätigte den Bundestrainer; "Das muss mir mal jemand erklären. Von zehnmal ist das neunmal Elfmeter. Das ist keine Absicht, aber er hat die Hand nicht am Körper."

Hitzige Debatte bei Magenta TV

Bei der Übertragung von Magenta TV entfachte sich nach Schlusspfiff eine hitzige Debatte. Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich, der bei dem Sender als Experte fungiert, zeigte Verständnis für Taylors Entscheidung: "Aus Sicht des Schiedsrichters zieht der Spieler die Hand aus der Schussbahn zurück - und aus diesem Grund hat er ihn nicht rausgeschickt. Welche anderen Bilder soll ihm der Videoschiedsrichter geben? Dann steht er da und sagt, es ist 50/50. Dieses Handspiel macht das ganze Dilemma dieser Regel sichtbar, dass wir einen Interpretations-Spielraum haben. Und deshalb gibt es eine On-Field-Entscheidung für Weiterspielen. Die Entscheidung wird so oder so nicht zurückgenommen, egal, ob er ihn gibt oder nicht. Ich bin aber eher bei Handspiel. Aber es ist nicht das Handspiel, dass du ihn rausschickst."

Die Experten Michael Ballack und Skhodran Mustafi widersprachen vehement. "Ein klareres Handspiel gibt es nicht im Fußball“, polterte Ballack und fügte hinzu: "Es gibt keinen Elfmeter und das ist eine Fehlentscheidung. Alle Kriterien für einen Elfmeter sind erfüllt.“

Für Mustafi sei das Wegziehen der Hand kein Argument für den ausbleibenden Pfiff: "Es ist doch egal, ob er versucht, den Arm wegzuziehen. Wenn ich als Verteidiger den Fuß wegziehe und der Stürmer fällt trotzdem darüber, gibt es auch Elfmeter".


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Dieser Artikel wurde ursprünglich auf 90min.com/DE als "Ein klareres Handspiel gibt es nicht": Stimmen zum nicht gegebenen Elfmeter veröffentlicht.