Urlaub in Tansania: Luxus-Tourismus hat heftige Konsequenzen für Einheimische

Der Serengeti-Park in Tansania ist bei Tourist:innen extrem beliebt.

Tourismus bedeutet nicht für alle ein spannendes Abenteuer oder einen erholsamen Urlaub. Für die Menschen, die in beliebten Reisezielen leben, kann er durchaus lästig sein. Ständig volle Cafés und Restaurants, überfüllte Straßen, steigende Mieten.

Und nicht nur lästig – für manche ist Tourismus im Heimatort sogar existenzbedrohend. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist Barcelona. Dort sind die Mieten inzwischen so hoch, dass die Menschen lautstark protestieren und sich strikte Reglementierungen für den Tourismus wünschen.

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Tansania: Massenvertreibung für Luxus-Tourismus

Noch schlimmer sind bereits seit einigen Jahren die Umstände für die Maasai in Tansania. In den Gebieten Ngorongoro und Loliondo im Nord-Osten des Landes werden die Einheimischen seit 2021 massiv vertrieben. Der Grund: Es sollen weitere Schutzgebiete und Nationalparks entstehen, in die international investiert wird und die den Tourismus im Land voranbringen.

Laut der Tageszeitung "taz" soll eine der ersten Amtshandlungen der Präsidentin Tansanias, Samia Suluhu Hassan, im April 2021 die Erlassung sehr strikter Direktive gewesen sein. In diesen forderte sie die Einwohner:innen des Ngorongoro-Kraters dazu auf, ihre Häuser innerhalb von 30 Tagen zu verlassen und diese auf eigene Kosten zu zerstören.

Auch sonst wird den Maasai das Leben in den betroffenen Gebieten sehr erschwert. Die Gegend ist für die medizinische Versorgung auf einen Flugdienst angewiesen. Bis April 2022 kamen fliegende Ärzte bei Notfällen, brachten Schwangere oder Verletzte mit dem Flugzeug in das nächstgelegene Krankenhaus. Doch seit zwei Jahren bleiben die Flugzeuge am Boden, die Regierung hat dem Notdienst die Flugerlaubnis entzogen.

Neue Tourismus-Pläne der Regierung

Aktuell wird im tansanischen Parlament über die Gründung neuer Schutzgebiete debattiert. Die Pläne dazu liegen sowohl dem Auslandsrundfunk Deutsche Welle (DW) als auch der "taz" vor. In diesen sieht die tansanische Regierung eine Erweiterung der Schutz- und Jagdgebiete vor, auch sollen Flächen für Luxushotels geschaffen werden. Bis 2030 sollen 30 Prozent der Erdoberfläche unter Naturschutz stehen.

Für diese "Investitionsflächen" müssten jedoch mindestens weitere 100 Dörfer der Maasai weichen. Die Regierung hat hierfür weiter im Osten, in Msomera im Bezirk Handeni, moderne Steinhäuser für die Maasai gebaut. Diese liegen jedoch 600 Kilometer entfernt von ihrem aktuellen Wohnort. Mit der Umsiedlung der 100 Dörfer würde sich die Gesamtzahl der bisher vertriebenen Menschen auf 300.000 belaufen, sind sich DW und "taz" einig.

Das tansanische Newsportal "The Citizen" zitierte kürzlich den zuständigen Kommissar Wilson Sakulo, dass knapp 600 Maasai die Region um Ngorongoro "freiwillig" in Richtung der neuen Steinhäuser verlassen hätten. Das ist jedoch, mit Blick auf die medizinische Versorgungslage, fraglich.

Der "taz" liegen außerdem Dokumente vor, die belegen, dass Schulen in den betroffenen Gebieten all ihr Geld an den Bezirk Handeni überweisen müssen – dort befindet sich die neue Siedlung. Auch würden die Rinderherden beschlagnahmt, Preise für Grundlebensmittel verdreifacht.

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Regierung hat Vision für reiche Touristen

Während die Einheimischen vertrieben werden, sollen reiche Touristen mit Privatjets eingeflogen werden und Jagd auf Wildtiere machen dürfen. In einem Geopark gibt es Picknickanlagen, Aussichtsplattformen und Luxushotels. Alles ist ordentlich eingezäunt, denn: Die Einheimischen müssen draußen bleiben.

Diesen Einfluss hat Trump Junior

Donald Trumps Sohn, Donald Trump Junior, ist leidenschaftlicher Großwildjäger. Im Juni des vergangenen Jahres war er in den betroffenen Gebieten, traf Tansanias Tourismusminister Mohamed Mchengerwa und erhielt von diesem einen besonderen Titel: Tansanias Botschafter für Tourismus.

Während seiner Präsidentschaft legalisierte Ex-Präsident Trump die Einfuhr von Jagdtrophäen in die USA. Seither ist eine, doch relativ betuchte, Touri-Gruppe wieder besonders in Tansania vertreten: US-amerikanische Großwildjäger.